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ZOLL / INCH

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… SITUATIONEN AN DEN STAATSGRENZEN DIE NICHT MEHR VON ANGST ERFÜLLT SEIN
WERDEN… *

Heute können Sie mit uns einen rückbezüglichen Wandel vollziehen. Keine Eröffnung, sondern eine Öffnung. Während der einjährigen engagierten Bauarbeit an diesen beiden Gebäuden, ist mir immer wieder in den Sinn gekommen, dass wir eigentlich an einem Körper arbeiten, – an einem Körper der medizinisch-operativ geöffnet wird, ein Eingriff, der als eine Öffnung zu verstehen ist. Der Rückbau auf die bauliche Substanz – das Entfernen der Kunststoff-Bürodecken, die Entfernung der Einbauten – der Rückbau auf die Rohbausubstanz – wir öffnen diese Gebäude – nicht nur architektonisch – sondern auch von ihrer Bedeutung her – wir öffnen sie für ihren ursprünglichen Zweck, der eigentlich schon in die Erschaffung dieser Grenzgebäude eingeschrieben war – und die wir mit diesem Nachnutzungskonzept wieder freigelegt haben. Wir haben mit dieser beschwerlichen, kreativen Arbeit etwas nachvollziehen können, deshalb ist dies auch ein “nachvollziehbares Nachnutzungskonzept”. Auf die Frage eines Journalisten, wie dieses Projekt ZOLLAMT weitergehen werde, war meine Antwort: „Wir haben in den kommenden Jahren noch viel zu tun, es sind ja noch so viele Gebäude, die Militärkasernen, die Kirchen, die Schulen, die Gefängnisse usw., die alle noch auf ihre Nachnutzung warten. Das ist auch das Prinzip dieses ZOLLAMTs – es ist ein Menschenprojekt – ein Zivilisationsprojekt.“ Das Wort ZOLL selbst führt uns zu seiner Bedeutung zurück: eine Längeneinheit, die bis in das frühe 7. Jahrhundert zu den allgemein gültigen Gesetzen von König Æthelberht von Kent reicht, eine Daumenbreite von 2,54 cm. Diese Maßeinheit schließt auch den Kreis zur Kunst wie zur Politik. Denn es heißt nicht Kunst und Politik, Kunst und Ökologie, Kunst und Leben sondern es sollte heißen – Kunst in der Politik, die Kunst in der Ökologie, die Kunst im Leben und so weiter.
Deshalb ist auch dieses Projekt ein Projekt der Kunst. Und wie es im Bereich der Fundstellen – der Grabungsarbeiten – im Bergbau eben – üblich ist, wünsche ich uns heute ein Glück auf!

 

… SITUATIONS AT NATIONAL BORDERS THAT WILL NO LONGER BE FILLED WITH FEAR … *

Today you can fulfil a reflexive change with us. Not an opening but an orifice. During the one-year dedicated work on these two buildings, it repeatedly came to my mind that we´re actually working on a body – on a body that is opened medically and operatively, an intervention that is understood as an orifice. We are opening these buildings not only architecturally, but also by its meaning, we open them up for their purpose which is actually original. The renaturation to the structural substance – the removal of the plastic office ceilings, the removal of the fixtures, the renaturation to the raw building substance – we´re restoring them to their original aim, that had already been inscribed into the creation of these frontier buildings – and which we have reopened with this re-use concept. With this difficult creative work we have been able to understand something – which is why it is a “comprehensible re-use concept”. When asked about the future of ZOLLAMT by a journalist, my answer was that we still have a lot to do in the years ahead, as there are still so many buildings, military barracks, churches, schools, prisons, etc. that are awaiting their re-use. This is also the principle of this customs office – it is a human project – a civilization project. The german word ZOLL itself leads us back to its original meaning: – an unit of length, which again traces us back into the early seventh century to the generally valid laws of King Æthelberht of Kent – a thumb width – today of 2.54 cm. This scale unit also concludes the circle of art and to politics. It is not art and politics, art and ecology, art and life, but after my opinion art into politics, art into ecology, art into life and so on. That is why also this project is a project of art. And as it is usual in the area of the site of the find- in the field of prospecting work, the mining – I am wishing ourselves today: Good Luck!

 

OPENING SPEECH: Joachim BAUR
ZOLLAMT ÖFFNUNG 2012-11-24 (WELTAG DER ZIVILISATION / WORLD CIVILISATION DAY)
TRANSCRIPTION: Barbara THALER

* ERRATUM:
AM 19.SEPTEMBER 2015 KAM ES ZUR WIEDEREINFÜHRUNG VON GRENZKONTROLLEN /
ON SEPTEMBER 19, 2015 IT CAME TO THE REINTRODUCTION OF BORDER CONTROLS

https://de.wikipedia.org/wiki/Zoll



ZOLLAMT ÖFFNUNG / CUSTOMS HOUSE OPENING 24.11.2012
Detail aus dem Plakat / detail from the poster
Gestaltung / layout: Joachim Baur





ZOLLAMT FORMUAR / CUSTOMS OFFICE FORM:
Sammlung / Collection: Zoll - Daumen, Fingerabdrücke / Inch - thumb, fingerprints
Angaben zu „Daktyloskopie, ca.1890 - NIVEA SCHWUR“, 21.06.2018“
datiert, gestempelt, signiert / dated, stamped, signed